Mein dritter Halbmarathon und mein zweiter in Berlin stand nun also am 29.März 2015 an. Ich hatte für diesen Halben mein Training umgestellt: Nicht nach Schnelligkeit trainierte ich, sondern nach Zeit – egal wie schnell – so war es dann gekommen, dass ich mehr mal 17 Kilometer, zweimal 19, einmal 20 und einmal sogar die 21,1 Kilometer im Training gelaufen war. Meine Zeit von 2:09 für die 21,1 Kilometer nährte meine Hoffnung auf jeden Fall unter 2:10 zu bleiben und sogar meinen 2:06:24 angreifen zu können. Dazu musste ich im Schnitt unter 6 Minuten bleiben und das sollte doch wohl zu schaffen sein.
Schon Donnerstag machte ich mich mit meinem Arbeitskollegen, Jonathan, auf den Weg nach Berlin und Freitag mittags fuhren wir zum Tempelhofer Flughafen um die Startunterlagen abzuholen. Wartezeit? Diesmal gar keine, denn anders als letztes Jahr standen wir kurz vor 12 Uhr schon vor der Türe und waren mit die Ersten, die an diesem Tag die Unterlagen bekamen. Ärgerlich: Ich hatte meinen Chip von Mika Timing vergessen und so musste ich mir noch einen Einmal-Chip für 6 Euro kaufen. Komisch: Jonathan hatte keine Lust auf die Berlin Vital und so musste ich mich mit einer halben Stunde auf der Messe begnügen. Die Zeit reichte gerade noch für Petra und Lena ebenfalls ein Halbmarathon-Shirt zu kaufen.
Vor dem Rennen:
Nach zwei Fahrradtouren und ein wenig Sightseeing kam der Sonntag immer näher und wir schauten immer voller Sorge auf diversen Wetter-apps nach, wie sich das Sonntagswetter fast stündlich änderte. aber wir hatten Glück. Trotz angesagten Regen, war es halbwegs trocken und wegen den Plastik-Jacken, die vom Veranstalter verteilt wurden, hatte ich trotz meiner weniger Kleidung – ich hatte mich für ein Thermo-Unterhemd, ein Laufschritt und eine lange Hose entschieden – nicht unter den 7 Grad am Start zu leiden. Was ich aber kurzfristig noch „änderte“: Als ich Sonntag morgen das Hotel verließ, tröpfelte es ein wenig und ich zog noch schnell meine Kontaktlinsen an. So stand ich nun im Startblock F und wartete und wartete und wartete – es wurde immer voller, immer voller und immer voller – und das zog sich auch noch etwas länger hin, denn der Start verschob sich um eine viertel Stunde, so dass ich erst um kurz vor 11 Uhr über die Startlinie lief…
Die ersten 5 Kilometer… – es ist eng
waren anders als letztes Jahr. Letztes Jahr stand ich im Startblock E, was zur Folge hatte, dass ich 2014 um mich herum ein wenig schnellere Läufer hatte und schon vom Anfang an mein Tempo laufen konnte, diesmal war es anders. Ich hatte Mühe, die vielen Läufer, die noch langsamer waren als ich – ja, das gibt es – zu überholen. Vor dem Brandenburger Tor wurde es dann wegen Baustellen auf der Straße „Unter den Linden“ richtig eng und an ein vorbeilaufen war erst gar nicht zu denken, dass besserte sich erst nach dem Tor, als die breite „Straße des 17.Juni“ kam wurde es besser und ich lief mein anvisiertes Tempo – ein wenig unter 6 Minuten den Kilometer. An der Siegessäule vorbei kam dann auch bei Kilometer 5,5 der erste Verpflegungsstand. Ich holte mir ein Wasser und einen warmen Tee und machte mich zum Charlottenburger Schloss auf.
Kilometer:
1 – 5:55
2 – 5:36
3 – 6:00
4 – 5:48
5 – 5:56 – 29:15
Zwischen 5 und 10 Kilometer… – es läuft
In diesem Abschnitt ist nicht so viel los. Mann/Frau läuft und läuft und versucht sein Tempo zu halten. Nach dem Ernst-Reuter-Platz geht auf der Straße „Otto-Suhr-Allee“ immer ein wenig bergauf und dazu kam auch noch ein blöder Gegenwind, den ich allerdings nicht oft spürte, da man immer irgendwelche Läufer um sich hat, die ja dann quasi als Windschatten dienen. Mein Tempo konnte ich trotzdem ganz gut halten, am Charlottenburger Schloss angekommen hatte ich den Scheitelpunkt bei Kilometer 9 erreicht und es ging links in ein Wohngebiet mit Richtung auf den Ku’damm weiter. Hinter der 10 Kilometer-Marke kam der zweite Verpflegungspunkt. Richtig: Zuerst Wasser und dann Tee. Und weiter ging es…
Kilometer:
6 – 5:52
7 – 5:54
8 – 5:50
9 – 5:51
10 – 5:51 – 29:27 – 58:37
Kilometer 10 – 15 – Tempo halten
So ungefähr bei Kilometer 11 biegt man dann auf den Ku’damm ab. Ok, nicht der Ku’damm, den der Touri an der Gedächtniskirche kennt, sondern der Ku’damm in Charlottenburg, denn bis man die berühmte Kirche erreicht hat, muss man noch ordentlich laufen. Was mir in den Kilometern davor noch einigermaßen leicht fiel, machte mir hier schon ein wenig zu schaffen: Das Tempo zu halten! Ich schaute immer öfters auf die Uhr und konnte es gar nicht erwarten, bis mal wieder ein Kilometer um war, die vielen Zuschauer an der Strecke trieben mich immer wieder an und jagten manchmal einen Schauer des Glückes über meinen Rücken, es war einfach nur toll. Am Ende des Ku’damms wartete ein großer Bogen mit einem Moderator, der dauernd ins Mikro schrei, dass es ja nicht mehr weit sei… und es waren noch nicht einmal 14 Kilometer absolviert… Kurz nach Kilometer 15 kam der dritte Getränkestand: Richtig! Wasser und Tee… Ich war immer noch im Plan.
Kilometer:
11 – 5:52
12 – 5:58
13 – 5:53
14 – 5:59
15 – 6:06 – 29:48 – 1:28:31
Kilometer 15 – 20 – So ein Mist
Ihr merkt ja schon, dass ich gut unterwegs war und ich hätte bestimmt auch mein Ziel erreicht unter 2:06 zu laufen, hätte eben noch auf die Zähne gebissen und dann hätte es geklappt, da bin ich mir ganz sicher, denn ich war zu diesem Zeitpunkt nicht so kaputt wie letztes Jahr, doch nun nahm das übel seinen Lauf: Bei Kilometer 16,8 zuckte auf einmal meine linke Wade, ich wusste natürlich sofort, was das bedeutete: Um einen Krampf aus dem Weg zu gehen musste ich Geschwindigkeit rausnehmen und das Ziel war nur noch dieses überhaupt zu erreichen. Mist, wie konnte das nur passieren? Ich hatte ausreichend getrunken, das Wetter war ideal und meine Gel’s hatte ich auch rechtzeitig genommen, dass was ich aber diesmal nicht gemacht hatte, meine Medikamente zu reduzieren. Bei meiner Cholesterin-Tablette steht diese Nebenwirkung genau so im Beipackzettel und das hatte mich ja beim letzten Berliner Halbmarathon dazu veranlasst nur noch eine halbe davon zu nehmen. Vor einem Jahr konnte ich deswegen halbwegs durchlaufen, dieses Jahr sollte es also nicht so sein, denn einen Kilometer später meldete sich meine rechte Wade. Ich verlangsamte so, dass wohl Fußgänger ganz normal neben mir hergehen konnten und verfluchte mich innerlich, aber was sollte ich machen? Ich konnte ja eh nichts ändern, so schaute ich mir nun die Attraktionen links und rechts der Strecke an: Checkpoint Charly, Friedrichstraße und Potsdamer Platz…war ja auch ganz nett… Meine Waden ließen eine schnellere Zeit als 7:30 nicht mehr zu.
Kilometer
16 – 5:59
17 – 6:19 – Erster Krampf bei 16,8
18 – 6:41 – Zweiter Krampf bei 17,7
19 – 7:41
20 – 8:08 – 34:48 – 2:03:19
Kilometer 21 – Ab ins Ziel…
Ich konnte es zu diesem Zeitpunkt ja kaum glauben, aber es waren immer noch Läufer vor mir unterwegs, die noch langsamer liefen als ich. Während alle anderen wie Express-Züge an mir vorbei rauschten, schaffte ich es doch tatsächlich noch drei Läufer zu überholen… Chapeux lieber Marco!… und so erreichte ich dann auch das Ziel: Enttäuscht aber auch glücklich, dass ich dieses erreicht hatte. Die Zeit von 2:12:16 nehme ich dann sportlich… Eine 2:04 oder 2:03 wäre möglich gewesen.
Kilometer
21 – 7:29
21,1 Kilometer – 2:12:16 – Schnitt 6:14
Platz 17121
Am Abend waren wir dann noch bei der After-Race-Party im 40Seconds über den Dächern vom Potsdamer Platz… Klasse Location. Um halb eins war ich dann wieder im Hotelzimmer und am Montag ging es zurück.
Fazit:
Ich bleibe dabei, der Berliner Halbmarathon ist das Beste was einem Läufer passieren kann. Neben der eindrucksvollen Strecke ist der Lauf perfekt geplant und organisiert, die vielen Zuschauern am Wegesrand tun Ihr übriges. Wohl nirgendwo sonst gibt es so viel Zuschauer, die einen nach vorne peitschen. Vielen Dank nochmal dafür, nächstes Jahr bin ich wieder dabei und vielleicht kann ich ja mal durchlaufen. Ich hätte es wohl mal verdient, oder?