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Wings for Live 

Der Vormittag – Planung ist das (halbe) Leben

Der Tag beginnt schon blöd! Ich finde keine Packung Tailwind mehr in meiner Schublade mit den Pülverchen fürs Laufen. Die ganze Woche hatte ich es im Hinterkopf, mal eher nachzuschauen und vielleicht noch eine neue Packung zu bestellen. Nun ist es Sonntag, zu spät und in zwei Stunden wollen Ulla und ich beim Wings For Life Run vor einem virtuellen Catcher-Car davonrennen.

Die Alternative heißt Maurten, von der Plörre habe ich noch mehr als genug Päckchen. Das Problem ist nur, dass ich dieses süße Zeug nicht sonderlich mag. Und bei den Temperaturen, die wir jetzt schon draußen haben, dreht sich mir der Magen um, wenn ich dran denke, wie das Zeug warm schmeckt. Ich bekomme die Blitzidee, Eiswürfel in die Trinkflasche zu tun. Dieser Algenmix, den ich in der Flasche habe, mag das nicht sonderlich und flockt, was das Zeug hält. Das ist mir nun auch egal, bis ich das Trinken werde, wird sich das schon vernünftig weggeschüttelt haben. Während meiner Vorbereitungen textet mich Marco an und berichtet von seinem heutigen Lauf um 10 Uhr und wie warm es war. Als er liest, dass Ulla und ich später bei ihm in der Ecke unseren Lauf starten werden, erklärt er sich spontan bereit Support auf dem Fahrrad zu machen. Wäre das Problem mit der Verpflegung schonmal geklärt. Auf dem Weg nach Düsseldorf fängt um Punkt 12:30 Uhr mein Handy von allein an zu trällern. Und Frank Buschmann begrüßt mich zum Wings For Life Run. Er wird sich von jetzt an immer mal wieder melden und mehr oder weniger sinnvolle Motivationssprüche vom Stapel lasse. 

Ulla ist schon am Treffpunkt, hier wimmelt es nur so von Leuten, die das wunderbare Wetter draußen Genießen wollen. Wir machen uns auf den Weg über den Rhein zu unserem virtuellen Startpunkt. Dabei kommt uns Marco entgegen und er hat seine Knipse dabei. Fotos wären also auch schon mal gesichert. Der Gang über die Brücke reicht uns als Aufwärmprogramm, wir dehnen uns noch ein bisschen und dann zählt Frank Buschmann auch schon den Countdown runter und los geht die wilde Fahrt. Der Plan ist recht einfach. Einfach eine Pace von 6 Minuten Laufen und hoffen, dass uns das Catcher Car erst bei Kilometer 16 einholt. Das ich am Ende hoffen werde, dass das Catcher Car mal endlich kommt, kann ich zu dem Zeitpunkt noch nicht erahnen.

Das virtuelle Rennen – „Der Dicke rennt schneller als Du!“

Natürlich starten wir viel zu schnell. Ich schaffe es aber, uns selber zu bremsen und wir laufen meist wirklich rund um die geplante Pace. Ulla hat die offizielle Startnummer vom Lauf an. Es kommen uns immer mal wieder Läufer entgegen, die auch Nummern tragen oder das entsprechende Wings For Life Shirt anhaben. Das macht Spaß und motiviert, wenn man anderen „Bekloppte“ sieht, die dem Wetter und dem Sturm trotzen. Vom Wind bekommen wir im Moment noch nicht so viel mit, wir haben den Flow und den Wind noch im Rücken.

Marco fährt immer mal wieder mit dem Rad vor, steigt ab, legt sich ins Gras und macht Fotos von uns. Die Bilderstrecke des Grauens, man kann von Foto zu Foto meinen Verfall erkennen! Ulla hüpft munter neben mir her, als wäre die Hitze nix und später der Gegenwind auch nicht vorhanden. Da wir uns vor dem Start noch nicht sicher waren, was für eine Strecke wir genau laufen wollen, entscheiden wir uns nach Marcos Tipp „da habt ihr dann später auch Schatten“ für die Brückenrunde. Die hat aber „nur“ 14 km und so kommen wir auf die glorreiche Idee, erstmal an der Autobahnbrücke vorbeizurennen, um ein paar Meter zu machen, dann zurück und danach dann über die Brücke. Beim Kilometer 5 sind wir ja noch von 16km ausgegangen und lagen auch noch voll im Plan. Es muss dann auch so um Kilometer 6 rum gewesen sein, als sich bei mir das Blatt zu wenden begann. Die Maurtenplörre war mittlerweile gut durchgeschüttelt aber viel zu warm. Es war viel zu voll, die anderen Läufer, Spaziergänger und Radfahrer waren mir zu viel und nervten mich. Jede Kleinigkeit begann zu nerven. Den Buschmann am Handy hatte ich mittlerweile auch in die Hosentasche gesteckt und einfach reden lassen. 

Kilometer 7 beschrieb unseren Wendepunkt, noch mit Rückenwind laufen wir an einer dreier Gruppe, zwei Jungs und ein Mädchen vorbei. Kurz darauf drehen wir, passieren eine andere Gruppe, der Geruch von Sonnenmilch dringt in meine Nase und ich könnte mir in den Hintern beißen. Natürlich bin ich nicht eingecremt. Das ist jetzt auch egal. Die Dreier-Gruppe kommt und nun entgegen und einer der beiden Jungs sagt zu dem Mädchen „Der Dicke da rennt schneller als Du!“ und meint wohl mich. Ich fasse das nun mal als Kompliment auf, was soll ich mich aufregen und irgendwo hat er ja auch recht 🙂

Nun geht es endlich wieder zurück in Richtung Brücke, aber mit mächtig Gegenwind. Ich beginne alles zu hassen! Auf der Spirale hoch zur Brücke hängt Ulla mich ab. Mein typisches Selbstmitleid beginnt sich in mir auszubreiten. Es ist warm, es ist windig, es ist laut, es sind Leute da, mimimimi, …

Mein innerer Schweinehund rät mir, Ulla ziehen zu lassen. Als Marco auf der Brücke kurz mal zu mir kommt, sage ich ihm, er soll Ulla vorne sagen, dass sie auf den Deal pfeifen und einfach ihr Tempo rennen soll. Dann packt immerhin einer von uns die 16km. Mittlerweile meldet sich auch das Catcher Car über das Handy und berichtet, dass es schon längst die Verfolgung aufgenommen hat. Ulla will aber nichts davon wissen und besteht darauf, dass ein Deal ein Deal ist und wir zusammen weiterlaufen. 

Am Ende der Brücke laufen wir dann auch wieder gemeinsam gegen den Wind. Zwischenzeitlich schiele ich mal auf die App, wo denn dieser dämlich Catcher Karren bleibt. Der ist noch über 2,5km entfernt, das kann doch alles nicht wahr sein. Die Kilometer werden immer langsamer und bei Kilometer 10 kann ich Ulla dann doch davon überzeugen, dass sie noch ihr Tempo weiterläuft und sie zieht davon. Ich quäle mich noch ein paar Meter und lege die erste Geh-Pause ein.

Immer mal wieder laufe ich ein Stück, aber wirklich weit komme ich nicht mehr. Bei 11.88km hat mich der Karren dann eingeholt und ich kann mich geschlagen geben.

Für Ulla werden es am Ende 13.48km, wirklich gut und da wären sicher auch locker die 16km drin gewesen. Aber vielen Dank für die Unterstützung.

Danke auch an Marco für die Begleitung auf dem Rad und die vielen tollen Fotos.

Es war ein schöner Lauf, wenn es auch leider nur ein virtueller Lauf war, hat man trotzdem immer Gleichgesinnte getroffen, die auch für dasselbe Ziel unterwegs waren.

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