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Die Hitzeschlacht auf der Zeche Zollverein

Am Freitag (18.06.21), am bislang heißesten Tag des Jahres (37 Grad), fand auf der Zeche Zollverein der 7. Herz-Kreislauf Essen statt. Corona bedingt wurde der Lauf zum zweiten Mal im Bunert-Solo-Run-Modus durchgeführt.

die Roadrunner

Vor dem Start
Tobi, Marco und Fatih. v.l.n.r.

Gemeldet waren wir als Dreier Gruppe „Fatih, Marco und ich“. Fatih ist neu in der Runde, fängt gerade mit dem Laufen an und betont immer mal wieder gerne, dass er Laufen bei warmen Temperaturen mag. Da ich beruflich im Moment sehr eingespannt bin und ausgerechnet für diesen Freitag der Start einer wichtigen Migration ansteht, vereinbaren wir vor dem Lauf, dass wir getrennt anreisen werden. Zum Glück klappt alles und im Tiefflug schaffe ich es noch rechtzeitig die Beiden im Startbereich zu treffen. Ich erhalte meine Startnummer, wir machen noch ein paar „Vorher“ Fotos und dürfen uns auch schon kurz drauf in die Reihe der Starter einreihen. Minütlich werden Läufer auf die wahlweise 6.6 oder 9.9 Kilometer lange Strecke geschickt. Der erste Nachteil, es handelt sich leider nur um eine Runde von 3.3 Kilometer. Man muss also 2 bzw. 3 Runden über das Gelände der Zeche Zollverein rennen und die bietet kaum Schatten. Bei dem heißen Wetter ist kein Schatten blöd… Was uns zu der Diskussion um die Renntaktik bringt. Wir starten als Team, aber wir kommen auf keinen gemeinsamen Nenner. Marco möchte wegen der Hitze lieber locker laufen. Fatih hingegen meint, man müsse erstmal Gas geben und dann schauen. Da stehe ich zwischen den Stühlen und habe keine wirkliche Meinung dazu. Nach knapp 12 Stunden im Büro und der Hitze, möchte ich auch lieber langsam machen. Aber es ist ja auch ein Rennen und langsam laufen kann ich auch ohne Startnummer. Aber es gibt auch keine Medaille, also wieso weh tun? Ich sage „Ja, mal sehen, wie es sich so entwickelt!“ und lege mich nicht fest.

Schüttel dein Speck

Als wir endlich an der Reihe sind, schallt es „Schüttel Deinen Speck“ aus den Lautsprecherboxen und die beiden Spaßvögel neben mir lüften ihre Laufshirts und stehen mit nackten Bauch da. Fürs Foto mache ich auch mit 😉

Dann geht es endlich los. Die ersten paar Meter gebe ich noch das Tempo vor, merke aber schnell, dass ich es zu flott angehe und mache etwas langsamer. Für ein paar Sekunden finden wir ein gemeinsames Tempo. Ich schaue auf die Uhr, irgendwas um eine 6er Pace. Ja, so kann es weiter gehen. Da zieht Fatih an. Schnell verlieren wir Marco, der stur, was in dem Fall nicht schlecht ist, sein Tempo beibehält. Noch kann ich an Fatih dran bleiben. Doch Meter für Meter wird er schneller. Aber als wir nach ca. 900m auf einen Weg um die Kokerei einbiegen, muss auch ich ihn ziehen lassen. Der erste Kilometer ist auch nach 5:33 Minuten Geschichte. Ich pendele mich so bei einer 5:48 Minuten Pace ein. Die kann ich bei dem Wetter noch ganz gut laufen und tut noch nicht all zu sehr weh. Kurz überlege ich, ob ich komplett langsamer machen soll und den Lauf gemeinsam mit Marco bestreiten soll. Dann entscheide ich mich aber dagegen, irgendwas in meinem Hinterkopf sagt mir, dass Fatih hier zu schnell angeht. Auf dem Weg um die Kokerei haben sie mal wieder diese dämliche Nebelmaschine aufgebaut. Stimmung machen ist ja schön, aber da kommen Leute dran vorbei gehechelt, die eh schon aus dem letzten Loch pfeifen. Denen noch die frische Luft wegnehmen? Leute, bitte!

Ziehharmonikaeffekt

Es entsteht ein kleiner Ziehharmonikaeffekt. Mal ist Fatih weiter weg, mal kann ich ein paar Meter ran kommen. Zwischenzeitlich frage ich mich zwar, ob das ein optische Täuschung ist. aber er bleibt gute 200 – 300m vor mir. Am Ende der Ringpromenaden ca. bei KM 2 hat der Veranstalter einen Schlauch aufgebaut, der uns Läufern etwas Wasser spendet. Sowas mag ich nicht. Brille wird nass, Schuhe werden nass, Shirt ist eh schon nass. Aber ich muss da halt durch. Es ist mittlerweile ein munteres überholen und überholt werden im Gange. Ich kann Läufer einsammeln, die vor uns gestartet sind, u.a. Feuerwehrmänner in voller Montur, Respekt bei den Temperaturen, es kommen auch immer wieder Raketen von hinten angeschossen, die mich einsammeln.

Tobi kurz vor dem Ziel

500m nach der ersten Dusche steht wieder ein Helfer mit einem Schlauch. Er fragt wenigstens und ich kann dankend ablehnen. Fatih vor mir läuft immer noch seinen Stiefel, wir biegen rechts ab, kreuzen eine Straße und laufen auf einen Weg, der links und rechts Bäume hat, die endlich mal ein bisschen Schatten spenden. Es geht eigentlich recht flott voran, wir kommen wieder auf das Museumsgelände zurück, lassen das Ruhr-Museum links liegen und laufen in Richtung Ziel, bzw. zweite Runde. Das Gemeine ist, dass man ein kurzes Stück auf das Ziel zuläuft, bevor man rechts abbiegen muss, um in die zweite Runde zu gehen. Hier hat sich ein kleiner „Hotspot“ gebildet. Zum einen steht hier ein Sprecher und schreit die Namen der Läufer und informiert kurz, ob sie in Runde zwei müssen oder ins Ziel dürfen. Zum anderen ist hier eine Wiese, auf der sich Läufer kurz ausruhen und stärken, die gerade ins Ziel kamen. Hier steht auch Marcus, der die 9.9km gelaufen ist und nun zunächst Fatih und dann mich anfeuert.

Fatih biegt vor mir rechts ab. In dem Durchgang, der uns zur zweiten Runde führt, haben sie eine weitere Dusche und einen Stand mit Wasser aufgestellt. Die Dusche nervt und am Stand knubbeln sich mir zu viele Läufer. Innerlich denke ich zudem „Es sind doch nur 6.6 Kilometer, die bekomme ich auch so hin! Lauf dran vorbei!“ Fatih verpflegt sich, deswegen kann ich ein paar Meter gut machen. Links neben dem Durchgang ist der Start und es werden immer noch Läufer im Minutentakt auf die Strecke gelassen. Wir fädeln uns in die zweite Runde ein und bei mir geht das Kopfkino los! Hätte ich nicht vielleicht doch was trinken sollen? Fatih sieht noch so frisch aus, den bekommst Du eh nicht mehr ein. Es ist warm, aber ich bin noch nicht an dem Punkt angekommen, an dem ich mir leid tue.

Fatih hört auf zu laufen

Bei Kilometer 4 passiert es: Wie aus dem nichts hört Fatih auf zu laufen und geht nur noch. Ich kann Meter um Meter gut machen und schließlich an ihm vorbei laufen. Eigentlich wollte ich ihm noch zu rufen, „komm mit“, aber ich kann nicht. Dazu fehlt die Luft, es ist einfach zu warm. Er ruft mir noch zu, ich soll reinhauen. Für mich geht es weiter. Mittlerweile gibt es viel mehr Geher als in der ersten Runde. Das heiße Wetter scheint einigen zuzusetzen. Bei jeder Kurve schaue ich mich um, wie viel Vorsprung habe? Jedes Mal, wenn mich ein Läufer überholt, der bange Blick über die Schulter, wer ist das? Aber es ist nicht mehr Fatih, den soll ich erst im Ziel wieder sehen. Später erfahre ich, dass auch Marco ihn noch eingesammelt hat.

Die erste Dusche in der Runde nehme ich mit, bei der zweiten Dusche muss ich schon nichts mehr sagen, der Helfer an der Dusche erkennt mich und fragt nicht mehr. Dafür freut sich aber ein Radfahrer, der mir entgegen kommt über die Abkühlung. Meine Pace sackt ein bisschen ab, aber ich kann sie immer noch unter 6 Minuten den Kilometer halten. Damit kann ich sehr gut leben, wenn ich auf die letzten Woche, den Stress im Büro und den Runners-World-Juni-Streak schaue, den Marco und ich zur Zeit auch noch verfolgen.

die Wiese am Ziel

im Ziel

Endlich komme ich wieder in Richtung Museum, ich kann schon den Zielsprecher hören. Ein Endspurt gelingt mir nicht, aber ich kann immerhin noch laufen. Marcus nimmt mich kurz vor dem Ziel in Empfang, macht Fotos und rennt neben mir mit in Richtung Ziel. Geschafft, 6.63km in (inoffiziell) 38:42 Minuten. Das ist in Ordnung. Ich schnappe mir zwei Wasser und will meine Erschöpfung liegend auf der Wiese genießen.

Dazu kommt es aber nicht! Kaum liege ich da und strecke alles von mir hören ich ein „Hallo!? Alles klar da unten?!“. Ich mache die Augen auf und ein besorgter Läufer steht über mir! „Ja, alles gut!“ – „Wirklich?“ – „Ja, wirklich“ – „Sieht aber nicht so aus!“ Aaaaaaalter, ich habe Probleme freundlich zu bleiben. Nach der Sache mit Eriksen kann ich die Sorge ja verstehen. Ich will hier doch nur liegen. „Ne, wirklich, alles gut, danke. Ist echt nett, aber mir geht es gut!“ Er hat ein Einsehen und lässt mich da liegen.

Nun habe ich auch keinen Bock mehr und setze mich hin. Schütte etwas Wasser über den Kopf und den Rest in den Kopf. Dann stehe ich auf, suche Marcus. Kurz drauf sind auch Marco & Fatih im Ziel und wir machen die obligatorischen „Nachher“ Fotos 😉

Ergebnisse:

Männer:
66. Tobias Heyn – 38:40
76. Marco Block – 39:32
91. Fatih Gündogdu – 41:20
von 154 Männern

Absolut:
98. Tobias Heyn – 38:40
113. Marco Block – 39:32
141. Fatih Gündogdu – 41:20
von 311 Startern

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